Versuch einer Bestandsaufnahme
Der obligatorische Filmabend des Brohler Kulturvereins „Aalschokker Katharina“ wurde in diesem Jahr 2019 in einen Beamervortrag umfunktioniert. Werner Fußhöller und Tochter Petra sollten darin über das Gaststättenleben im Hafenort berichten.
Das Motto, Ort mit 14 Wirtshäusern – oder mehr? machte neugierig und hatte zahlreiches Publikum in das Brohler Bürgerhaus gelockt. Vor allem das Fragezeichen bei der Anzahl der Wirtshäuser war bewusst gewählt und sollte am Ende der Veranstaltung in einer Preisfrage enden. Das Ergebnis war für viele überraschend.
Pünktlich erfolgte durch den Vorsitzenden Helmut Rosenbaum die Begrüßung der Gäste, unter ihnen auch Ortsbürgermeister Dr. Frank Gondert. Es folgte noch ein Hinweis auf die eingeplante Pause, in der noch ein Film vorgeführt wurde. Aus dem Nachlass von Adolf Lessenich wurden Filmausschnitte aus dem Brohler Karneval von 1959 gezeigt. Sicher noch einmal eine eigene Veranstaltung wert.
Den Hauptakteuren des Abends galt jetzt die größte Aufmerksamkeit für ihren Beamer-Vortrag.
Verschiedene Diskussionen bei Thekengesprächen waren für Werner Fußhöller Anlass, diesem einfach auf den Grund zu gehen. Nach den ersten Recherchen und dem Sammeln von Informationen und Bilddokumenten hatte er bereits im Herbst 2006 das Zusammengetragene einem breiten Publikum zum Vortrag gebracht.
Heute, 13 Jahre nach der Erstauflage, hat Werner Fußhöller seinen Vortrag mit Neuem ergänzt und sieht es an der Zeit, besonders einem jungen Publikum die „Glorreichen Jahre“ im „Brohler Wirtshaus-Leben“ nochmals nachhaltig näher zu bringen. Bedingt durch die Ortslage – direkt am Rhein, an der Cöln-Coblenzer Strasse und auch am Eingang zum Brohltal gelegen – war Brohl in den früheren Jahren der Rheinreise-Tätigkeit ein interessanter Anlaufpunkt. Auch tat die aufkommende Industrialisierung durch die Gewinnung und Verarbeitung der heimischen Bodenschätze ihr Nötiges für die Prosperität des Ortes – waren doch in der Hochzeit der ansässigen Steinhauereien mehrere Hundert durchziehende Steinmetze vor Ort.
Bereits um 1790 war es der Koblenzer Gymnasiallehrer Joseph Lang, der Land und Leute in seinem Rhein-Reise-Bericht festhält. So nannte er in Brohl die Offenherzigkeit eines „bescheidenen Wirt“, welcher ihm sein Wissen über die Besonderheiten der Landschaft näher brachte.
1809 sah der Schriftsteller Zacharias Werner nach einer Fußwanderung von Remagen kommend, die Gastlichkeit mit folgendem Statement: „Einkehren, Essen und Nachtlager im Dorfe Brule, bei einem groben und reichen Bauern, dem Gastwirth Nonne“.
1825 verzeichnete eine Wirteliste der Bürgermeisterei Niederbreisig für Brohl 14 Wirte und dies bei nur 720 Einwohnern. Von diesen Wirten trugen 5 den Namen Nonn und 2 den Namen Netz.
1828 zitierte der Koblenzer Professor Klein in seiner „Rheinreise von Mainz bis Köln“ – dem Vorläufer des ersten „Baedeker“ – einen Gasthof „bey Nonn“ aufgrund seiner geschmackvollen Einrichtung und Billigkeit als empfehlenswertes Gasthaus.
1856 nannte eine amtliche Gaststätten-Ordnung der Bürgermeisterei Nieder-breisig unter den „vorzüglichen“ Brohler Gasthöfen, den „Anker“, den „Rheinischen Hof“, „Lilie“, „Halber Mond“, „Stern“ und „Vater Rhein“. Dass die Namen und auch die Anzahl der Schankstätten in diesen Jahren stark variierten zeigt eine Werbeanzeige in der „Coblenzer Zeitung“ aus dem Jahr 1898. Es waren immer noch 14 Häuser namentlich festgehalten.
Heute, da nur noch eine Gastwirtschaft seine Tore geöffnet hat, heißt es, sich nur noch erinnern. So versucht Werner Fußhöller mit seinem Beamer-Vortrag nochmals, alte Erinnerungen zu wecken. Wer kennt heute noch „de Schlaumer“, “de Hanni“, „de Marke Adam“ oder de „Felingers Siggi“, um bei den alten, eingesessenen Namen zu bleiben. Den Jüngeren werden die Namen „bei Mutti und Flocki“, „beim Wiff“, „beim Hanse Conny“ oder „beim Karate Emma“ oder der „Marmorbar“ geläufiger sein. Oder wer kennt noch den „Klunze-Sepp“? Dies alles wusste Werner Fußhöller in Wort und Bild zu berichten.