Mundart und Geschichten 2018

Nicht nur „Bröhlsches Platt“ wurde an diesem Abend im Brohler Bürgerhaus geboten. Vielmehr hatte die bewährte Organisatorin des Mundartabends, Doris Ohm, abermals eine sehr unterschiedliche Mischung an Darbietungen in ihrer Wundertüte.

Helmut Rosenbaum, der Vorsitzende des Vereins, begrüßte zunächst die Gäste und freute sich über ein „volles Haus“, um danach sofort das Mikrofon an die Organisatorin abzugeben.

Doris Ohm selbst gab wieder die „Eisbrecherin“. Einmal mehr bot sie in ihrer ihr eigenen Art einen lustigen Vortrag über eine Urlaubsreise. In diesem Jahr wurden wir in die USA mitgenommen und durch die Sehenswürdigkeiten von Kalifornien geführt. Das bemerkenswerteste war der schnelle Flug.

„10:45 en Frankfurt erop, üwer Grönland, on em 12:00 schon do“. Im „Jose-mite“ Nationalpark bewunderte sie „de Bäum“ und mit dem „Kabel Car“ ging es durch San Franzisco. Geschichtliches über die Entdecker, die im „Schlauchboot aus Holz“ durch den Grand Canyon flößten und unter größten Strapazen und Lebensgefahr ihr Ziel erreichten, um dann von den Eingeborenen umgebracht zu werden, gehörte ebenso zum Vortrag. Auch der aktuelle Bezug auf die gerade tobenden schlimmen Waldbrände, gerade in dieser Region, kam nicht zu kurz. „Jetz es em Gottschalk sein Müll afjebrannt“.

Dann war die Zeit gekommen, den obligatorischen „Döppekoche“ zu servieren. Erich Melcher kredenzte dazu einen Ballon selbst gekelterten Weißwein.  

Aus der großen Wundertüte wurde dann Heino Peters gezogen. Er hatte eine Orgel mitgebracht und eigenes für den Abend das Brohltallied auf die Rollen der Orgel gestanzt. Es wurde kräftig mitgesungen, da machte es auch nichts das der Refrain doppelt gestanzt wurde. Die Sangesbrüder und -Schwestern waren geneigt eine Endlosschleife zu singen.  

Achim Schmitz brachte als nächster einen seiner informativen Vorträge aus der Heimatregion. In Anlehnung und Ergänzung zum Vortrag von Karl Hans Heuft auf dem Filmabend vor wenigen Wochen, bot er altes Bildmaterial über den Bau der Fritz-Beck Straße.

Zunächst beleuchtete er die schwierige Situation, wie sie über Jahrhunderte bestand bevor die Straße gebaut wurde. Die alten Wege waren schwierig und für Pferdegespanne und Ochsenkarren nur schwer zu überwindende Strecken, bis dann die gänzlich neue Straße zwischen 1923 und 1926 erbaut wurde. Allein von den Lützinger Einwohnern wurden damals 22.000 Tagwerke erbracht, wie Achim Schmitz zu berichten wusste. Eine gute Idee, um die gerade durchgeführten Arbeiten im Lammertal zu unterstützen. Die Fritz-Beck-Straße, damals noch eine Schotterpiste, wurde in den 20er Jahren dann auch als Rennstrecke für die Motorradfans genutzt. Eine Attraktion in der Region, die uns ansehnlich durch alte Fotos wiederbelebt wurde.

Erich Melcher hatte nicht nur Wein mitgebracht. Sein Bericht über den Bau der neuen Hochmoselbrücke, bei den Ürzigern nur „de Bröck“ genannt, steht kurz vor der Vollendung. Bei einer Bauzeit von 8 Jahren gelang es Melcher durch zahlreiche Bilddokumentationen diese in wenigen Minuten fertig zu stellen. Sein geliebtes Moselfränkisch durften die Gäste aber nur in der An- und Ab-moderation hören.

„Hallowehn in Wehr“

war dann die Überschrift des nächsten Programmpunktes. Die Wehrer Mundart von Stefan Vogt ist in Brohl schon sehr vertraut und kommt einem nicht mehr fremd vor. Begeistert er doch immer wieder durch seine trocken und humorig vorgetragenen Episoden. Der Titel seines Vortrages lässt auf grausiges schließen und die dazugehörige Bildauswahl sollte die Besucher auch nicht enttäuschen. Bei der Kirchenrenovierung von St. Potentinus in Wehr kam es zu einem Erdeinbruch und es wurde ein Grab freigelegt, darin ein noch gut erhaltenes Skelett. Wir wurden dann durch die Krypta geführt mit den Grabstätten für die besseren Herrschaften, während die „Döppelappe“ auf dem Friedhof für die Gewöhnlichen zu liegen kamen. Der Vortrag endete mit den Hexenprozessen, die in Wehr zwischen 1604 und 1630 zur öffentlichen Verbrennung von 3 Männern und 8 Frauen führten. Schön schauerlich untermalt.

Aus Doris Wundertüte tauchte dann ein neues Gesicht auf.

Birgitt Seul hatte eine Geschichte aus ihrer Familie mitgebracht. Prosa pur und witzig dazu, wie man es von dem ehemaligen Brohler Hauptlehrer Leo Stausberg kennen mag. Die Familiengeschichte wurde von ihm festgehalten und sie beschreibt unterhaltend eine Wallfahrt seiner Vorfahren nach St. Jost zum hl. Jodokus. Die Nichte wusste diese Geschichte gekonnt und pointiert vorzutragen.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete Eugen Laux. „De Euich“ wie er in Brohl genannt wird, ist gelernter Wasserbauer. Hier durchlebte er eine im wahrsten Sinne des Wortes lehrreiche Zeit, arbeiteten doch auf dem Wasserbau zahlreiche „Originale“, die dem „Euich“ den richtigen Schliff sowohl für‘s Berufsleben als auch für das wirkliche Leben verpasst haben. Seine herzerfrischenden Episoden beendeten einen gelungenen Abend.  

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