„Leierkastenmann“ Heinrich Peters empfing die Besucher mit fröhlichen Weisen aus seinen gestanzten Lochkarten. Die Stimmung war entsprechend gut und wurde noch besser, als bei der Begrüßung durch den Vorsitzenden Helmut Rosenbaum ein Martinslied aus alten Brohler Tagen gesungen wurde. Irgendwie passte der ausgelegte Text aber nicht zu der begleitenden Musik. Das Missverständnis wurde rasch aufgeklärt und Wolfgang Paulsen konnte den Text auf die richtige Melodie als Solointerpret vortragen. Und schon war der „Döppekooche“ geliefert worden, der traditionell mit Apfelkompott serviert wurde. Herz, Seele und Magen waren in Einklang als Organisatorin Doris Ohm den ersten Akteur ankündigte. Doris Ohm hatte bewährte Kräfte für die Veranstaltung gewonnen und die Überraschung war die umgekehrte Reihenfolge, in der die Vorträge gehalten wurden.
So begann dieses Mal Willi Fergen. Es brannte ihm was auf der Zunge, war ihm doch als Ramersbacher Immi, im Vorjahr ein dicker Fehler unterlaufen, der ihm einen Sheetstorm seiner „Landsleute“ einbrachte. Hatte er doch die Schreibweise seiner Wahlheimat mit Romersbösch vorgestellt. Das war jetzt dringend zu korrigieren, indem historische Belege die richtige Schreibweise mit Romechbech auswiesen. Eine so gewonnene wichtige Erkenntnis, die den Frieden im Eifeldorf wieder herstellen dürfte. Passend zur Jahreszeit hatte Fergen frisch geschnittene Mistelzweige mitgebracht, an der er das alte Brauchtum erklärte, wonach diese Weihnachten über die Tür gehangen werden. Der mit dem Brauchtum verbundene Kuss wurde verweigert, mit der Begründung das die Wünsche nur an Weihnachten in Erfüllung gehen würden.
Erich Melcher war gleich in dreifacher Mission anwesend. Hatte er doch wiederum seinen eigen Brohler Wein mitgebracht. Ferner spielte er auf seinem Tenorhorn und gab schließlich in einem Vortrag sein Moselfränkisch zum Besten. Die Rede war Gott sei Dank bebildert und half so dabei, doch noch einiges von der Sprache deuten zu können.
Hubert Altenhofen, ein gekonnter Plauderer über vergangene Zeiten trifft die Zuhörer mit seinen Erinnerungen ins Herz. Seine Omas hatten ihn als Kind „erstrickt“. Nicht nur selbstgemachte lange Strümpfe, die durch ein Mieder und Strapse gehalten wurden. Nein, auch Hemd, Hose, Jacke, Mütze alles Strick. Und es kratzte und juckte und demütigte zudem die kindliche Seele. Schließlich berichtete er noch über die besonderen Eigenarten der Däller, der Breisiger Windbeutel, der Bröhlsche Jääße und der Lötzinger Köh. Einzelheiten hierzu könnten den Einen oder die Andere verstören.
Der Vortrag von Organisatorin Doris Ohm war wieder ein typischer Ihrer Art und hatte den Titel „Dürer in Aachen“. Tatsächlich gab es zunächst historisches zu hören, mit der Reise von Dürer in den Domort Aachen, anlässlich der Krönung von Karl dem V. In Wirklichkeit ging es Dürer nur darum das „Leibgeding“ zu erhalten, eine Lebensrente, die der neue Herrscher vergeben konnte. Die Interpretin wechselte dann aber schnell das Gleis und führte uns über eine parallele Strecke nach Aachen. Dorothea – wie ihr Taufname lautet – berichtete über ihre eigenen Reiseerlebnisse zur Dürer Ausstellung nach Aachen, die mit der Bahn stattfand, wodurch sich bereits vermuten lässt, wie beschwerlich diese verlaufen ist, fast wie zu Dürers Zeiten, nur mit „moderner“ Technik.
Den zeitlich überzogenen Beitrag von Hubert Altenhofen, galt es nun wieder einzuholen, was Eugen Laux gekonnt und unterhaltsam in knapp fünf Minuten schaffte. Er erklärte warum er keine Tomaten mag. Zur Verdeutlichung hatte er einen Eimer mitgebracht, ursprünglich mit Stil zu verwenden, wie man ihn in seiner Kindheit zum „Puddeln“ benutzte. Der Inhalt der Klärgrube wurde mit Hilfe dieses Eimers als Dünger an die Tomaten verbracht, was mit dem noch kindlichen Gemüt von damals wohl zu einem Trauma führte.
Die Geschichte der Schweppenburg, die wechselnden Besitzer und das Wirken der Adelsgeschlechter in den Nachbargemeinden waren das interessante Thema von Achim Schmitz. Er ließ wieder Bilder erzählen die im Vortrag reichlich präsentiert und erläutert wurden. Dazu gesellten sich eigene Aufnahmen, Wappenkundliches, Bilder alter Grabstätten und von Kirchenfenstern. Erstaunlich und zum Teil neu seine hergeleiteten Vermutungen zum seinerzeitigen Wirken dieser herrschenden Personen in unserer Region. Hubert Altenhofen hatte in seinem Vortrag u.a. über die Lötzinge Köh erzählt: „Ein paar Prachtexemplare seien darunter“. Achim Schmitz ist ein Beispiel für ein solches Prachtexemplar.
Mit Stefan Vogt endete die wiederum gelungene Veranstaltung. Der Emigrant aus Wehr kann erzählen was er will, es ist immer unterhaltsam und hörenswert. In diesem Jahr war es eine Geschichte zur Weihnachtszeit unter dem Titel „Jung, de Boom riert!“ gab es Episoden um „Tant Treeß“ zu hören. Eine ungeliebte Erbtante die immer meckerte und auch über den Weihnachtsbaum der angeblich „rierte“, also seine Nadeln verlor. Die Pointe der Geschichte war allerdings, dass es sich um einen Kunstbaum handelte. Vogt verzeiht man gerne, dass er hier flunkert, aber dadurch witzig das Wesen der Tante zum Ausdruck brachte, so wie es den Kindern damals vorgekommen ist.
Mit seinem Bonmot „Fröe wor mi Lametta“ endete auch der 14. Abend „Mundart und Geschichten“ vom Kulturverein Brohl, der allen Helfern in der Vorbereitung, Küche und Technik seinen Dank ausspricht.