Fornich, kleinster Weiler am Rheinstrom 2019

Hochinteressanter Vortrag im Frühjahr 2019 im Brohler Bürgerhaus

Unter dem Motto „Fornich, kleinster Weiler am Rheinstrom“ präsentierte Werner Fußhöller unterstützt und assistiert durch Tochter Petra einen interessanten und gut recherchierten Vortrag. Nach rund 10 Jahren Pause freute sich der Kulturverein Brohl wieder einen Heimat- und Geschichtsabend mit Werner Fußhöller veranstalten zu können. Die Kombination Fußhöller sowie sein Vortragsthema lockten über 90 Zuschauer in das prall gefüllte Gemeindehaus in Brohl. Darunter einige ehemalige Fornicher Bürger, die bis 1965 im Zuge des Ausbaues der B9 umgesiedelt wurden.

Ehemalige Fornicher
 Flankiert durch die beiden Protagonisten Petra (re.) und Werner Fußhöller (li.) und dem Vorsitzenden des Brohler Kulturvereins Helmut Rosenbaum (re.) sind ehemalige Bewohner von Fornich zu sehen. V.l. Hertha und Michael Haras, Geschwister Behringer, Hendrik Klingele und Hermann Josef Beutgen. 

Nur Haus Nr. 104 und ein Bildstock blieben von Fornich erhalten, sowie die alte Glocke der am 22.2.1945 durch einen Bombenabwurf zerstörten Kapelle. Die Original Glocke stammte aus dem Jahre 1479 ein Nachguss ziert heute die Namedyer Friedhofskapelle. Bei der Kapelle handelte es sich um eine Schenkung des Andernacher Stadtpfarrers Johannes von Irlich. Er hatte im Jahre 1365 testamentarisch verfügt, das bestehende Hospiz welches als Armenhaus und Herberge fungierte wieder aufzubauen und um eine Kapelle und eine Priesterwohnung zu erweitern, was wohl 1369 geschah. 

Bleuler

Highlight der Präsentation waren die zahlreichen alten Fotos und Stiche aus der Sammlung Fußhöller, die bis in die Zeit der romantischen Rheinreisen zurückreicht. So eine kolorierte Gouache des Schweizer Landschaftsmalers Johannes Bleuler aus dem Jahre 1845, welche die Örtlichkeit treffend festhält. Fornich war seinerzeit ein reger Ort, lag er doch an der damals und heute wichtigen Straße, die bereits die Römer benutzten und die 1515-1518 zur Aachen – Frankfurter Heerstr. ausgebaut wurde. Später machten sich die französische Besatzung um den weiteren Ausbau verdient. Die Rheintalstr. wurde dann 1828 fertig gestellt und die zahlreichen preußischen Meilensteine und Halbmeilensteine zeugen noch heute davon. Nicht nur die Straße sondern auch die Schifffahrt prägten den Ort, am Treidelpfad gelegen. Es gab Wirtshäuser und Halfenstationen. Hier wo der Lavastrom das Vulkangestein des Fornicher Kopfes gerade in der Engstelle zum Rhein ablagerte, war der Leinpfad unterbrochen und die Halfer mussten mit ihren Pferden auf die höher gelegene Straße ausweichen.         

                              

Ein Halferzug in der Fornicher Kehre gegenüber der Burg Hammerstein von Kupferstecher Peter Schenk. (1660 – 1711). 

Mit den aufkommenden Dampfschiffen sollte die Treidelschifffahrt nach und nach enden. Fornich und die umliegenden Ländereien mit der Alkburg und den Höfen gehörten immer schon zu Namedy respektive Andernach. Doch die geografische Nähe zu Brohl führte dazu, dass die Bürger sich gerne nach Brohl orientierten. Bekamen sie doch von dort die Bahnverbindung, Post und Wasser. Auch die Schule wurde meist in Brohl besucht und viele Fornicher waren in den Brohler Vereinen aktiv. Umgekehrt suchten die Brohler gerne die Wirtshäuser und Feste in Fornich auf.

In eigenen Kapiteln wusste Fußhöller Historisches über die Höfe Alkerhof, Heiderhof und Knopshof zu berichten. So war vielen Zuhörern nicht bekannt, das der Alkerhof in der Jahrhundertwende, häufig als Ausflugslokal und Sommerfrische benutzt wurde. Je nach Pächter unter dem Namen „Villa Helena“ oder Gasthaus „Zur hohen Buche“. Die Keltenwälle „Auf dem Dick“, mit Ausgrabungen und Fundstücken wurden gezeigt und bildhaft unterstützt und in einen Gesamtkontext mit den keltischen Zeugnissen auf der Reutersley und dem Hahn in Bad Breisig gesetzt.

Das Kurfürstenkreuz aus der Zeit der fünf Wittelsbacher Kurfürsten auf dem Kölner Erzbischofsitz, vor Jahren noch vorhanden, war ein weiteres Thema, verbunden mit den Geschichten um die Bedeutung des Kurfürstenweges.

Unter dem Punkt „De Luhschopp“ erläuterte Fußhöller noch die bis Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts für Fornich wichtige Vermarktung des Niederholzbewuchses in der Fornicher Ley zwecks Lohe Schälung. So wurde ein interessanter Einblick in die Zeit und die Gewinnung und Fertigung der Lohe für die Gerbereien dargeboten.

Nicht vergessen wurde auch der wohl berühmteste Fornicher, Christian Mohr. Sein Vater Johann Adam Mohr war Ackerer und Gastwirt. Christian Mohr, der am 15.4.1823 in Fornich geboren wurde (+13.9.1888 in Köln) lernte in der Kölner Dombauhütte Steinbildhauer und steuerte 330 Plastiken und Gewändefiguren für die gotische Kathedrale, dem berühmtesten Kölner Wahrzeichen, bei.

Das Publikum erhielt so ein breites Spektrum seiner Werke bildhaft dargeboten. Reichlich Beifall ernteten Petra und Werner Fußhöller für einen wertvollen Beitrag zur Heimatgeschichte, gewürzt mit kleinen Anekdoten. Der Vorsitzende des Brohler Kulturvereins Helmut Rosenbaum verabschiedete die Beiden, nicht ohne eine Zusage für eine weitere Veranstaltung für den Herbst entgegen zu nehmen.

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