Folgenden Bericht verdanken wir Werner Fußhöller, der die Renovierung dieses Denkmals durch den Malermeister Berthold Krahforst ca. 2009 wie folgt würdigte:
Preußischer Meilenstein in neuem Glanz
Seite geraumer Zeit befindet sich der am Ortseingang Brohl stehende, steinerne, obeliskförmige Meilenstein in neuem Glanze. Aus Liebe zu seiner Heimat befreite Malermeister Berthold Krahforst den fast 200 Jahre alten Wegweiser von Moos und restaurierte die vielseitige Inschrift. Hierfür gilt ihm ein besonderer Dank und der nachstehende Bericht soll kurz umreißen, welche Bewandtnis dieser steinerne Zeuge hat.
Bereits die ersten Berührungspunkte der Römer (ca. 50 v. Chr.) am linken Rheinufer machten es notwendig für ihre militärische Bewegungen einen befestigten Weg anzulegen, dessen Wegeführung geradlinig von Kastell zu Kastell verlaufen sollte. Diese Fernverbindung zwischen den einzelnen Militärsiedlungen wurde im Laufe der Jahrhunderte stets weiter ausgebaut. Für die Entfernungsangaben setzte man in bestimmten Abständen Meilensteine aus heimischem Tuffstein, welche gleichzeitig auch als Weihestein genutzt wurden. Die Entfernungsangabe wurde in Leuga gemessen, wobei 1 Leuga etwa 2,25 km betrug; so war die Entfernung zwischen Remagen und Andernach in 9 Leuga = ca. 25 km angegeben.
Erst im Mittelalter wurde der ehemaligen römischen Straße wieder Bedeutung beigemessen. Karl der Große ließ in seiner Regentschaft dieselbe als „Krönungsstraße“ ausbauen und verband so schon früh die wichtigen Zentren der Niederlande und Oberdeutschland – Gebiete, wo Handel und Gewerbe schon früh in hoher Blüte standen. Ein bewegtes Leben am Straßenverlauf der so genannten Aachen-Frankfurter Heerstraße (AFH), wie sie der Cosmograph Sebastian Münster in seinen Kartenwerken aus den Jahren 1515-1518 festhält, sollte im Laufe der Jahrhunderte folgen.
Mit der im 18. Jhd. stärker aufkommenden Reisetätigkeit wuchsen auch die Unterhaltungskosten, wozu der jeweilige Grundherr verpflichtet war. Passiergelder oder Straßenbenutzungsgebühren waren so eine Folgeerscheinung, um so die Kosten für den Wegebau aufbringen zu können. Leider vergaßen manche Grundbesitzer ihrer Unterhaltungspflicht nachzukommen oft sehr sträflich, so dass die Straßen trotz „Maut“ eher einem zerfallenen Feldweg glichen und es oft zu schwerwiegenden Unfällen kam.
Erst mit der Eroberung der linksrheinischen Gebiete durch die französischen Revolutionstruppen, gegen Ende des 18. Jahrhunderts, gab es Besserung im Zustand der Straße. Um ihre militärischen Operationen auf der „Route d’Aix la Chapelle à Coblenz“ reibungslos zu gestalten, wurde in der Zeit der frz. Besatzung vieles im Straßen- und Brückenbau geleistet. So entstand auch in diesem Zuge die Brücke über den Vinxtbach, die „Pont du Wagram“. Für die erforderlichen Arbeiten hatten die Gemeinde Bürger zum Hand- und Spanndienst abzustellen.
Nachdem 1815 mit dem Wiener Kongress die besetzten Gebiete dem preußischen Staat zugeordnet wurden, blieben die neuen Machthaber bei dem eingeschlagenen Weg der Franzosen. Die Rheintalstraße wurde schnellstens als so genannte „Kunststraße“ ausgebaut. Die 1821 fertig gestellte Straße war nun mit heimischem Gestein gepflastert und auf ca. 7,5 m verbreitert worden.
Foto: Meilenstein am ehemaligen Gaswerk in Brohl (ca. 2009)
Auch wurde die – nunmehr „Cölln-Coblentzer Straße“ – mit den so genannten Preußischen Meilensteinen versehen, um so den Reisenden die Entfernung zwischen den verschiedenen Orten aufzuzeigen. In unserer Gegend waren diese Meilensteine meist an den Ortseingängen, aus Richtung Köln kommend, platziert. So auch in Brohl, am ehemaligen Kreuzungspunkt der 1858 in Betrieb genommenen Rheinischen Bahn, in der Höhe des Hauses „Geisler“ bzw. des 1909 errichteten Gaswerks der beiden Gemeinden Brohl und Niederbreisig.
Die quadratisch sich nach oben verjüngende Steinsäule war nach einem festen Plan gleichgehalten und besaß am Sockel beidseitig eine Ruhebank.
Foto: Plan der Meilensteine in der preußischen Rheinprovinz
Je nach Region war die Wahl des Steines verschieden. Bevorzugte man für die hiesige Region Mendiger Basalt, so verwendete man an der Obermosel Rotsandstein und im Nahetal den dort üblichen Sandstein. Neben dem 3,70 m hohen Meilenstein gab es noch halbe und viertel Meilensteine. So steht heute noch ein Kegelstumpf-ähnlicher Halb-Meilenstein an der B9 in der Nähe des Fußgängertunnels an der Fornicher Lay. Ein weiterer Meilenstein befindet sich am Eingang zur Stadt Andernach, am dortigen alten Pegel.
Den in Brohl stehende Meilenstein ziert auf der Vorderseite das aus Bronze gegossene Hoheits-Mal, der Preußen-Adler, und zeigt in preußischen Meilen die Entfernungen nach Cölln 8 M, Coblenz 3 ½ M und Mainz 15 ½ M an. Auf der linken Seite des Quaderblocks ist neben dem Ortsnamen Brohl die Entfernung nach Andernach mit 1 1/8 M angegeben, die gegenüberliegende Seite nennt die Entfernungen nach Remagen 1 ¾ M und Breisig 3/8 M.
Da die preußische Meile = 10.000 Schritte, d.h. ca. 7532 m betrug, entspricht die Entfernung nach Einführung der Dezimalzählung im Jahre 1872 dem heutigen Wert in Kilometer, welcher teilweise an der Säule farblich nach-getragen war.
Fazit: Es ist hier einem Einzelnen zu danken, der durch seine Arbeit ein historisches Denkmal wieder aufgewertet hat! Bleibt zu hoffen, dass dieses steinerne Denkmal auch weiterhin von den Anrainern gepflegt wird und so der Nachwelt erhalten bleibt. Für die Erhaltung auch anderer Kleindenkmäler wäre es wünschenswert Nachahmer zu finden.